M5 Spiel: Actionbounds gegen Corona-Blues

In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir uns in den Oberstufen im Modul 5 mit dem Thema Spiel beschäftigt. An sich ein eher praktisches Thema. Dadurch, dass es in diesem Schuljahr examensrelevant war, wurde im Vorfeld deutlich, dass auch mehr theoretische Inhalte als üblich einfließen würden. Die Corona-Pandemie hat uns im Hinblick auf das praktische Tun und das Ausprobieren der Spielmöglichkeiten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nun mussten coronakompatible Spielalternativen her, da der Unterricht teilweise in Halbgruppen und oftmals im kompletten Homeschooling stattfand. Aber wir wollten spielen! Also entschieden wir uns in der O1 für Actionbounds.

Actionbound?! Was ist das eigentlich? Actionbound beschreibt eine App, mit der es möglich ist, digitale Schnitzeljagden zu spielen und selbst zu kreieren. Wir starteten im Dezember mit einem Weihnachts-Actionbound. Alle nutzten die App, und wir versuchten gemeinsam -digital- unser Weihnachtsfest zu retten, indem wir kniffelige Rätsel lösten. Im Anschluss haben wir in Gruppen via Videokonferenzen eigene Actionbounds erstellt und so konzipiert, dass diese von jedem zu Hause gespielt werden konnten, und wir dennoch ein gemeinsames Erlebnis hatten. Großen Spaß hat im Anschluss die Ergebnisauswertung gemacht – insbesondere das Begutachten der aufgenommenen Audio- und Bilddateien.

Helena Ungemach


Gestalten mit der Natur… in der Natur…

Der Modul-5-Kurs „Kunst – Landart“ stellt sich vor.

Im Kurs „Kunst – Landart“ haben die Oberstufenklassen Werke mit Naturmaterialien im Freien gestaltet. Inspiriert durch das Schaffen des Landartkünstlers Andy Goldsworthy wurden verschiedene Arbeitsaufträge mit Hilfe von unterschiedlichen Gestaltungstechniken und vielfältigen Naturmaterialien umgesetzt.

Besonders viel Spaß kam bei der gemeinsamen Gestaltung in Gruppen auf – zum Beispiel beim Auftrag „Gestalten mit dem Material Holz“ oder „Ein Quadratmeter Natur ordnen“! Aber auch die besondere Situation unter „Corona-Bedingungen“ konnte den Schaffensdrang nicht ausbremsen. Jede/r konnte in Einzelarbeit im Homeschooling-Modus Werke in der Natur gestalten. So sind viele individuelle Installationen entstanden. Die Ergebnisse wurden – ganz im Zeichen der Digitalisierung – in gemeinsamen „Padlets“ zusammengefügt und zur Ausstellung gebracht.

Eine Auswahl der Ergebnisse ist hier zu bewundern!

Eckhard Heggemann

 


Kunst in der Quarantäne – Sehenswerte Ausstellung der U1 im Studiercafé

Direkt nach den Osterferien startete im Modul 5 der Kurs „Kunst“ – aber leider nicht wie gewohnt im Präsenzunterricht im Werkraum, sondern zunächst als Online-Unterricht.
Also musste eine angemessene Aufgabe gefunden werden, die die Schülerinnen und Schüler zur kreativen Gestaltung aufforderte. Und genau das ist Lehrkraft Anne Harpenau gelungen, wie jeder Besuchende des Studiercafés bei der Betrachtung der einfallsreichen, witzigen und gestalterisch perfekten Fotos bemerken kann.

Die Aufgabe: „Suche ein berühmtes Foto oder Gemälde und inszeniere Dich in ähnlicher Position – möglichst in Bezug zur aktuellen Corona-Pandemie.“
Und hier einige Ergebnisse zur Veranschaulichung:

 


Die TZ 4 feiert Examen in der Lutherkirche am 18.01.2020 – Herzliche Glückwünsche!

„Du hebst mich hoch, dass ich auf den Bergen stehen kann“ (You raise me up, J.Groban) – in ihrem Sologesang verbindet Vera all die Gefühle und Erfahrungen, die ihre Mitstudierenden, neunzehn hochmotivierte Frauen und ein Mann, auf dem langen und steinigen Aufstieg auf den Berg erlebt haben.

Mit der „Bergbesteigung“ ist die berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin in Teilzeit mit Abendunterricht gemeint, die im August 2016 gestartet ist und am 18.1.2020 mit der feierlichen Übergabe der Abschlusszeugnisse in der Lutherkirche endet.


„Der Glaube versetzt Berge“ – Mit voller Überzeugung haben die frischgebackenen Erzieher*nnen dieses Motto für die Feier gewählt. Alle Studierenden konnten zwar zu Beginn des „Aufstiegs“ eine solide Grundausbildung in Sozialpädagogischer Assistenz vorweisen sowie eine Menge an Lebenserfahrungen, erworben in anderen beruflichen Einsätzen und Studien, und last not least, im Familienleben.

Dennoch hatte jede Studierende zusätzlich zum beruflichen Einsatz in Kita, Krippe oder Hort noch ein umfangreiches Pensum an Schulstunden und damit verbundenen Aufgaben zu bewältigen. Sie stellten sich neuen Herausforderungen in Praxisprojekten, bei Hospitationen in Jugendhilfeeinrichtungen und während der Maßnahmen von Teambuilding wie Drachenbootfahren und Kollegialer Beratung.

„Manchmal löst ein Abgrund in mir Angst aus. Doch ich geh‘ nicht zurück, ich nehm‘ nur Anlauf.“ (Tim Bendzko, Hoch)
Die Recherche und Bewältigung umfangreicher Fachliteratur zur Erarbeitung einer Facharbeit und des Kolloquiums waren die letzten tiefen „Abgründe und Schluchten“, die es zu überwinden galt.

Trotz großer Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen, hat sie doch immer wieder der Blick auf das „Gipfelkreuz“, den Abschluss zur pädagogischen Fachkraft, geeint. Überwältigende Lebensereignisse der letzten drei Jahre, wie die Geburt eines Kindes, mehrere Hochzeiten, eine Großmutterschaft, wurden gewürdigt und gefeiert.
„Du baust mich auf zu mehr als ich je sein kann“ (J.Groban, You raise me up)

Der Zuspruch Gottes erfolgt in der Regel durch den Zuspruch der „Lieblingsmenschen“ an uns. In einer beeindruckenden Symbolhandlung konnte jede einzelne Absolventin die Last der Ausbildung, die schweren Steine und Felsen am Altar ablegen und einen weißen Stein des Zuspruchs aufheben. Begleitet wurde diese Zeichenhandlung durch das Erklingen einer Sprachnachricht, die Freunde, Lebenspartner, Familienangehörige für die jeweilige Studierende persönlich formuliert hatte.

„Auch wenn wir schon weit gekommen sind, wir gehen immer weiter hoch hinaus“ (Tim Bendzko, Hoch)
Zum Abschluss singen alle miteinander dieses Lied und machen damit deutlich: Dieser eine Berg ist bezwungen, aber es warten noch einige andere!
Mit diesem Gefühl und der Hoffnung auf noch viele neue Ausblicke endet die Examensfeier in der Lutherkirche.

Wie gut, dass die Studierenden an alle Mitfeiernden ein kleines Taschentuch verteilt haben, so konnten alle (Freuden) Tränen getrocknet werden.

Der herzlichen Einladung, miteinander in der EFS  noch etwas beisammen zu sein und miteinander auf den Erfolg anzustoßen, sind fast alle Gäste gefolgt.

Silvia Retta-Juchem, Klassenleiterin der FSTZ 4


Tanz- und Theaterprojekttag der Unterstufen

Im Deutschunterricht des ersten Halbjahres haben die drei Unterstufenklassen sich mit Lektüren beschäftigt: Die U1 hat E.M. Remarques „Im Westen nichts Neues“ gelesen, die U2 und die U3 hatten sich für „Nathan der Weise“ von G.E. Lessing entschieden.

Um die Auseinandersetzung mit den Texten noch einmal zu vertiefen, wurde am 17. Januar 2020 ein Projekttag angeboten – die Schüler*innen konnten sich entscheiden, ob sie an einem Tanzworkshop bei Anna Grobelny oder an einem der Theaterworkshops von Simon Niemann und  Dietz-Ulrich von Czettritz teilnehmen wollten.

Zum Tanz:
28 Schüler*innen erlernten eine anspruchsvolle Choreographie – Thema: „Wirf deinen Mantel ab, wirf deine Schutzbarrieren ab, zeig Dich!“
„Die Geschlossenheit der einzelnen Religionsgemeinschaften kann überwunden werden, wenn das Innere des Menschen sichtbar wird“ – so hatte Anna Grobelny ihren Tanzworkshop überschrieben. Engagiert und unter vollstem Körpereinsatz waren die Schüler*innen dabei: „Es war sehr anstrengend, aber die Freude hat deutlich überwogen“, so bilanziert Timo aus der U3.

Mit den vielfältigen Konfliktfeldern in Lessings Stück beschäftigte sich die Gruppe von Simon Niemann: Vom Geschwisterstreit über Probleme in Beziehungen bis zum großen Wettstreit der monotheistischen Religionen fanden die TN mehrere Möglichkeiten, um diese Konflikte nun verfremdet mit theatralischen Methoden für die Bühne neu aufzubereiten.

Kriegspropaganda: Wie nutzt der Klassenlehrer Kantorek seine Position aus, um die jungen Männer 1914 in den Krieg zu schicken? Mit welcher Art von Propaganda gelang es ihm, die Schüler zu überzeugen – und wie arbeitet heutige Werbung? Gewagte Improvisationen rund um Werbeslogans und Marketing in Verbindung mit dem Thema Krieg – da blieb den Zuschauenden das Lachen in der Kehle stecken.

Summasummarum ein sehr gelungener Tanz- und Theaterprojekttag! Unser Dank geht an die drei sehr erfahrenen und motivierenden Workshopleitungen!

Friederike Niederdalhoff, Januar 2020


Drumbob bewegt…! Mentor*innen für Projekt mit Kindern in VPKA-Horten gesucht

Die Aula der EFS war am 11.11.19 gefüllt mit Rhythmusinstrumenten, die direkt zur Nutzung aufforderten. Doch bevor die Schüler*innen selber trommeln durften,  erläuterte Frau Nieweg, Leitung des Horts  „Rosenkinder“ das Projekt, welches –  von der Egerland-Stiftung unterstützt  – in den VPAK Horten initiiert wurde.

 

 

 

Unter der Leitung von Joachim Brüntjen können die Kinder im Rahmen einer AG gemeinsam trommeln und haben sogar schon einige Auftritte beispielsweise auf der Maiwoche absolviert. Das Interesse der Kinder ist groß und so werden Mentoren gesucht, die bereit sind, mit der Unterstützung vom Trommellehrer Brüntjen eine AG zu übernehmen. Daher diente der  bewegte und rhythmische Vormittag in der Aula auch der Werbung für das Projekt – wie viel Spaß das gemeinsame Trommeln macht, ist im Video zu sehen:

Sehr laut, mit viel Bewegung und Engagement stellten die Unterstufen unter der Anleitung von Joachim Brüntjen ihr Rhythmus- und Taktgefühl unter Beweis.

Bei Interesse an der Mitwirkung in der AG des Hortes „Rosenkinder“ können sich gerne auch Schüler*innen anderer Jahrgangsstufen bei Anne Harpenau melden – Besser spät als nie!


Bauen und Legen – ein Bericht über den praxisorientierten Unterricht im Modul 5

Knifflige Aufgaben mit unterschiedlichen Bausteinen lösen, dabei als Klasse im Team arbeiten und anschließend die pädagogische Relevanz des Bauens und Legens erkennen – dieser Unterricht fand in der U1 großen Anklang.

Hier der Bericht aus dem Schuljahr 2018/19.:

Bitte klicken Sie auf das Bild, um das gesamte Dokument zu laden.

Interkulturelle Kompetenz – praxisorientierter Unterricht in der Unterstufe

Interkulturelle Kompetenzen – „Die Fähigkeit mit Individuen und Gruppen anderer Kulturen erfolgreich und angemessen zu interagieren.“ So sagt es das Wörterbuch… Doch wie geht das? Unsere Welt stellt mit 194 Ländern eine enorme Vielfalt dar. Was steckt eigentlich hinter den Kulturen oder Ritualen einzelner, für uns fremder, Länder? Wir als U3 wollten im Mai/Juni 2019 genau dies herausfinden und begaben uns, gemeinsam mit unserer Lehrkraft Melanie Witte, auf eine Reise.

Folgender Spruch vom Kinderhilfswerk UNICEF war dabei unser Leitmotiv:

 

 

Auch wenn unser Blick auf viele ferne Länder gerichtet war, verloren wir unsere Heimat nicht aus den Augen. Was ist eigentlich typisch „osnabrückerisch“? Welche Sehenswürdigkeiten hält unsere Stadt für uns bereit? Welche Geschichten kann uns Osnabrück erzählen? Einige interessante neue Erkenntnisse kamen zusammen und ließen uns stärker mit unserer Heimat zusammenwachsen.

 

Ein weiteres Land, mit dem wir uns intensiver beschäftigten, ist Syrien. Die Geschichte des Landes findet sich auch auf der Flagge wieder. Rot steht für das Blut, welches für die Erlangung der Ziele im Kampf vergossen wurde. Weiß symbolisiert die strahlende Zukunft, Schwarz steht für die Jahre der Unterdrückung und das Grün ist die Farbe des Propheten Mohammed und des Islams.

Die Reise durch die Länder ermöglichte es uns, die Lebensweise von Menschen in einigen Teilen der Welt kennen zu lernen. Durch Geschichte und Kultur eines jeden Landes werden die Menschen, die dort leben, geprägt. Gerade die Unterschiedlichkeiten eines jedes Einzelnen machen uns Menschen aus.
Deswegen sollte die Einzigartigkeit respektiert werden.

Denn Mensch ist Mensch, egal woher er kommt!

Text und Fotos: Janina Rethmann und die U3 (2018.19)


„Frühlings Erwachen“ – Theaterprojekttag der Unterstufen

Im letzten Halbjahr haben die drei Unterstufenklassen sich im Deutschunterricht intensiv mit Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen – eine Kindertragödie“ auseinandergesetzt. Obwohl das Drama vor mehr als 125 Jahren entstanden ist, hat es wenig an Aktualität verloren, denn die zentralen Themen Pubertät, Sexualität, Aufklärung, Erziehung durch Elternhaus und Schule sowie das Aufwachsen Jugendlicher in dem Spannungsfeld „Individuelle Entwicklung  – gesellschaftliche Normen“ beschäftigen uns auch heute.
Nachdem die Schüler*innen die Hauptfiguren Wendla, Melchior und Moritz mit ihren vielen Facetten und Problemen kennengelernt und bereits während des Unterrichts zahlreiche Szenen nachgespielt und in die heutige Sprache übersetzt haben, wurde diese kreative Umsetzung am 18. Januar 2019 mit professioneller Begleitung in vier Workshops weiter fortgeführt.
Sowohl beim Tanztheater also auch in den Theaterworkshops und bei der Schreibwerkstatt konnten beeindruckende Ergebnisse erzielt werden, die abschließend in der Aula der EFS präsentiert wurden.
Während der kommenden Projektwoche wird die Theaterarbeit weiter fortgeführt und am Tag der offenen Tür – 9. Februar – wird die szenische Collage zu Frühlings Erwachen uraufgeführt – wir sind gespannt!


Ausstellung „Auf den Spuren der DDR“ im Studiercafé eröffnet

Der OLB „Berlin – auf den Spuren der DDR“ hat sich mit zahlreichen Aspekten der deutsch-deutschen Vergangenheit beschäftigt – vom Alltagsleben bis zur Stasi, von der  Kita-Pädagogik bis zur Freien Deutschen Jugend, vom Mauerbau bis zum Mauerfall. Nach dem Besuch einiger Gedenkstätten und Museen in Berlin während der Studienfahrt hatten die Studierenden nun die Aufgabe, Zeitzeugeninterviews mit Menschen zu führen, die über ihre persönlichen Erfahrungen in der Vergangenheit erzählen konnten. Dabei ging es um Flucht und Vertreibung, um den Neustart nach 1989 und um die Verhältnisse zwischen Ost- und Westdeutschland heute.

Hier die engagierten Studierenden bei den letzten Arbeiten vor der Ausstellungseröffnung:

Exemplarische Interviews für interessierte Leser*innen:

Zeitzeugeninterview mit Markus E. aus Osnabrück
Zum Hintergrund des Zeitzeugen:  1977 in Leipzig geboren, dort auch aufgewachsen, 1989 direkt nach dem Fall der Mauer nach Osnabrück umgezogen

Erste Frage: Beschreiben Sie bitte Ihre Kindheit in der ehemaligen DDR. Wir haben in einem Mietshaus in Leipzig gewohnt, mein Vater war erst als Busfahrer und dann als Ingenieur beim Bauhof der Stadt Leipzig beschäftigt, meine Mutter hat in der Kirchengemeinde gearbeitet, ich habe noch eine 4 Jahre jüngere Schwester. Da ich in einem kirchlichen Kindergarten gegangen bin, hatte ich während der Kitazeit noch wenig Berührungspunkte mit dem politischen System. Am Abend vor der Einschulung in die Grundschule haben mir meine Eltern erklärt, dass ich in der Schule eine Sonderrolle haben werde, denn ich war kein Mitglied bei den Jungen Pionieren (staatliche Organisation für Kinder)  – an der Grundschule gab es drei Kinder, die kein Pionierhalstuch getragen haben  – von ungefähr 1000 Kindern insgesamt.
Ich habe von Anfang an gewusst, dass es wichtig ist, familiäre und private Dinge nicht nach außen zu tragen, z.B. wohnte bei uns im Mietshaus in der oberen Wohnung ein Mitarbeiter der Stasi und es gab auch Mitschüler, deren Eltern bei der Stasi gearbeitet haben.
Interessant ist es vielleicht, dass ich als Klassensprecher gewählt wurde, weil ich mir immer schon getraut habe, meine Meinung zu sagen und für andere einzustehen, und nach der Wahl hat die Lehrerin sich bei der Schulleitung erkundigt, ob ich überhaupt dieses Amt ausfüllen darf, sie kam zurück mit der Nachricht, dass nur Mitglieder der Jungen Pioniere bzw. der FDJ Klassensprecher werden können, daraufhin habe ich verweigert, bei der Wahl mitzumachen. Das war sicherlich nicht ganz ungefährlich.
In den Schulferien haben wir Urlaub an der Ostsee gemacht, ich habe mich immer danach gesehen, mal an die Nordsee zu kommen, um Ebbe und Flut zu sehen. Ein gewisser Neid auf Westdeutschland und die Konsumgüter dort war immer vorhanden. Wenn Pakete aus dem Westen gekommen sind, war es leider so, dass sie vorher am Zoll geöffnet wurden und teilweise Produkte oder angekündigte Spielwaren in den Paketen nicht mehr vorhanden waren. Der Geschmack von richtiger Coca-Cola oder von Hanuta und Schokolade insgesamt war deutlich besser als der Geschmack von Produkten aus dem Osten, das sind so Faktoren, die man als Kind deutlich wahrnimmt und die einem auch wichtig sind.
Im Unterricht wurden wir politisch beeinflusst, es ging häufig um die Freundschaft zur UdSSR und um die großen Taten der Sowjetunion und der Helden des Sozialismus, der Westen dagegen wurde als imperialistisch und kriegstreibend sehr negativ dargestellt. Regelmäßig gab es den Fahnenappel in der Schule. Es war mir schon als Kind bewusst, dass ich nicht in einem Rechtsstaat lebe, sondern dass staatliche Institutionen das Recht haben, über mich und die Familie und über andere Bürger zu bestimmen.
Dadurch, dass wir in Leipzig gelebt haben und meine Mutter bei der Kirche gearbeitet hat, haben wir die Montagsgebete in den Kirchen und die darauffolgenden Montagsdemonstrationen im Herbst 89 sehr nah wahrgenommen.

Zweite Frage: Wie sind sie dann nach Westdeutschland gekommen?Direkt nach dem Fall der Mauer haben meine Eltern beschlossen, dass wir nach Osnabrück ziehen, durch die Kirchengemeinden gab es Kontakte zu einer Osnabrücker Familie, bei der wir zunächst auch wohnen konnten.
Meine Eltern mussten für die Ausreise unendlich viele Listen erstellen, damit festgehalten wurde, welche Dinge wir aus der DDR mit nach Westdeutschland genommen haben. Der Umzug erfolgte noch nach den strengen Regeln der DDR.
Da im Herbst und Winter 1989 noch niemand absehen konnte, wie sich die politische Situation weiterentwickelt, war es meinen Eltern sehr wichtig, die Chance der Maueröffnung zu nutzen, um möglichst schnell mit uns Kindern gemeinsam als Familie in den Westen zu gehen.Die Situation in Osnabrück war für uns Kinder nicht ganz einfach, ich fühlte mich in den ersten Jahren sehr als Außenseiter, als Ossi. Da ich zunächst kein Englisch konnte, bekam ich auf der Domschule in der Orientierungsstufe Extraschichten Englisch, später habe ich mein Abitur auf dem Carolinum gemacht. Natürlich habe ich mich durch meine Kleidung und durch mein Aufwachsen in der DDR von den anderen Kindern und Jugendlichen meines Alters unterschieden, und es hat länger gedauert, bis ich akzeptiert wurde. Für meine vier Jahre jüngere Schwester war dieser Prozess deutlich einfacher.

Dritte Frage:       Welche positiven oder negativen Punkte würden Sie im Nachhinein über das Aufwachsen in der DDR nennen?
Im politischen System der DDR war für mich nichts gut, das Vertrauen in die Politik fehlte total. Aufgrund des mangelnden Vertrauens in die Politik war aber die gesellschaftliche Solidarität relativ hoch, sobald beispielsweise jemand wusste, wo es etwas zu kaufen gibt, wurde es weitergegeben.
Man könnte vielleicht sagen, dass der Staat sich um alles gekümmert hat, von der Gesundheitsfürsorge bis zur Betreuung und Bildung, man könnte es als soziale Hängematte bezeichnen, allerdings musste man dafür auch systemkonform sein.
Sehr negativ war auch der Umgang mit der Umwelt, z.B. durch die Kohleheizungen war der Geruch katastrophal.Zum Ende hin war die DDR ökonomisch am Ende, deswegen ist sie letzten Endes gescheitert. Es gab einfach kein „Weiter so!“.
Als Konsequenz des Aufwachsens in der DDR könnte man eventuell sagen, dass die Menschen nicht gelernt haben, Vertrauen in Politik und Institutionen zu entwickeln.

Gibt es noch einen weiteren Punkt, der interessant wäre? Die langjährige Solidarität der Kirchen zwischen West und Ost war allgemein und für unsere Familie speziell ein sehr wichtiger Faktor. So hatten wir Westkontakte nach Osnabrück und konnten unseren Umzug  im Dezember 1989 bewältigen.
Aktuell wäre mir noch wichtig zu betonen, dass die Freiheit ein unfassbar großes Gut ist, was viele als selbstverständlich erachten, aber das ist es nicht.

Und: Als in dann in Cuxhaven Ebbe und Flut gesehen habe, war ich enttäuscht.

 Zeitzeugeninterview, Datum: 13.11.2018, Interviewpartner: Gerhard K.

Zum Hintergrund des Zeitzeugen: am 18.11.1948 in Schlotheim geboren und ist dort heute noch lebhaft. Hr. K. ist verheiratet und hat eine Tochter. Seine Mutter war von Beruf Schneiderin, sein Vater war Schneider, verstarb mit 52 Jahren an den Folgen des 2. Weltkrieges.

Wie war ihr schulischer/beruflicher Werdegang? Gab es Aspekte, die Sie damals besser als heute fanden? Gab es Freizeitaktivitäten, bei denen sie dabei waren? Ich absolvierte den Abschluss der 10. Klasse an der Polytechnischen Oberschule, anschließend erreichte ich den Abschluss zum Schlosser und bildete mich an der Volkshochschule zum Schlossermeister weiter. Zusätzlich studierte ich an der Fachhochschule Maschinenbau und erhielt den Abschluss zum Diplomingenieur. Weitergehend habe ich die Weiterbildung als Sicherheitsingenieur erlangt.
Ja, es gab Aspekte, die ich besser fand als in der heutigen Zeit. Zum Einen sind das der damalige Zusammenhalt und die außerschulischen Aktivitäten. Zum anderen die Zufriedenheit und der Umgang mit den Menschen untereinander und der dazugehörige Respekt. Der Respekt vor Menschen wurde auch in dem Erziehungsstil der DDR deutlich. Weiterhin war die Erziehung geprägt von der Freundschaft zu den sozialistischen Staaten wie z.B. der Sowjetunion und dem allgemeinem damaligen politischen Erziehungsstil.
In meiner Freizeit habe ich bei den jungen Pionieren, der Freien Deutschen Jugend und an vielen Sport AGs teilgenommen. Weiterhin interessierte ich mich für die Blaskapelle und Modellbau. Politisch war ich nie aktiv. Mit der Stasi hatte ich auch nie Kontakt. Eine Akteneinsicht habe ich beantragt, jedoch gibt es über mich keine.

Wie haben Sie von dem Fall der Mauer erfahren und wann war Ihr erster Besuch in der Bundesrepublik Deutschland? Empfinden Sie Unterschieden zwischen der DDR und der BRD (prägnante Unterschiede)? Ich bin in der Nacht von einem Freund über die offenen Grenzen informiert worden. Die Freude darüber war sehr groß, sowie die Möglichkeit frei zu reisen. Der erste wirkliche Besuch in der BRD war ca. 4 Wochen nach der Grenzöffnung. Wir sind da zu Freunden unserer Eltern gefahren. Der erste Eindruck war schon überwältigend – Konsum, super Straßen, tolle Gebäude und Infrastruktur. Aber auch  eine gewisse Sparsamkeit und Berechenbarkeit der Menschen in der BRD. Unterschiede empfand ich  anfänglich in dem Konsum und der Reisefreiheit. Später war es der Unterschied zwischen arm und reich, der zu bemerken war.

Zur politischen Wende in der DDR: Wir haben alle gemerkt, dass das System der Volkswirtschaft der DDR am Ende ist. Konsumgüter wurden knapper und die Unzufriedenheit der Menschen wuchs. Die Industrie war moralisch verschlissen und die Bausubtänze an Wohn- und Industriebauten haben einen riesigen Reparatur- und Renovierungsstau erlitten. Die DDR war ein rohstoffarmes Land und musste die meisten, dringend benötigte Rohstoffe auf dem freien Markt kaufen also mit DM bezahlen. Um Devisen zu erhalten mussten immer mehr Produkte exportiert werden, die natürlich der eigenen Bevölkerung gefehlt haben. Die friedliche Revolution in der DDR, war ausschließlich den Bürgern der DDR zu verdanken. Dies aber nur, weil die Großmächte, die Sieger des Zweiten Weltkrieges, ihr Bereitschaft dazu erklärt hatten, Deutschland wieder zu vereinen.

Dies war auch im Nachhinein die beste Lösung. Ein führender Politiker war damals Helmut Kohl. Er hat blühende Landschaften versprochen und Wohlstand für alle. Blühend Landschaften sind entstanden – Wohlstand für alle nicht. Frau Merkel sagte neulich„Der Wirtschaft in Deutschland geht es so gut wie nie zuvor“ – das mag stimmen, nur bei den meisten Menschen der ehemaligen DDR, kommt da nur sehr wenig an. Schnell ist die Freude über Reisefreiheit und Konsumüberangebot verschwunden. Viele Familien sind in der 2. Generation auf staatliche Unterstützung angewiesen. Ca. 80 % der Arbeitsplätze auf dem Territorium der ehem. DDR sind verschwunden, große Unternehmen sind rar. Viele Menschen hier sind der Meinung, dass sie abgehängt vom wirtschaftlichen Erfolg des Landes sind. Es sind die besten Voraussetzungen für linke – und rechte Randparteien, ihre Ideologien zu verfolgen und die Leute aufzuwiegeln.
Ich persönlich habe an keinen Demos teilgenommen, heute und damals nicht. In der Wendezeit habe ich mit Partnern eine Baufirma gegründet und war da als Gesellschafter und technischer Leiter tätig. Es war eine sehr bewegende Zeit und sehr spannend. Wir hatten sehr viele und gute Aufträge und ein relativen, moderaten Stundenlohn der Beschäftigten. Dadurch konnten wir die höheren Kosten an Baumaterial kompensieren. Das Baumaterial musste in den ersten Jahren aus den alten Bundesländern herangefahren werden und war somit viel teurer für uns als für vergleichbare „Westfirmen“. Als dann das Netz der Baustoffhändler auch hier auf dem Territorium dichter wurde und somit die Einkaufspreise günstiger, waren wir mit einmal Konkurrenten der westdeutschen Bauindustrie. Nun passierte das, was heute nur noch mit viel Energie der Beteiligten möglich ist. Die Gewerkschaften beschlossen einen Mindestlohn für das Bauhauptgewerbe, der damals dann auch festgeschrieben wurde. Beschäftigte der Ostdeutsche Firmen gehörten kaum Gewerkschaften an. Natürlich war es schön für die Arbeitnehmer allgemein, schlecht für die ostdeutsche Bauindustrie. Die meisten aus der DDR stammenden Baufirmen hatten wenig Kapitaldeckung und mussten viel in Maschinen und Ausrüstung investieren. Dies war nun nur noch beschränkt möglich und führte dazu, dass einige Firmen dies nicht überlebten.

Meine ersten Eindrücke der Wendezeit, bei Besuchen von Partnern und Bekannten in Westdeutschland. Wir waren gern gesehen. Wir wurden auch gern informiert über die Gesellschaftsform des Kapitalismus und gern wurde uns auch erklärt, wie wir in der damaligen DDR gelebt haben. Alle wussten was wir besser machen sollten. Wir haben dann vieles besser gemacht, Anerkennung aber nie erhalten.

Konkret: Wir haben viele unserer westdeutschen Partner, also Baumärkte gesagt, ihr müsst hier investieren und Leute von hier einstellen– geworden ist nichts daraus. Gekommen sind die, die mit Fördermittel Massenproduktionsstellen errichtet haben, mit geringerem Lohn hohen wirtschaftlichen Erfolg erzielt haben um dann, nach auslaufen der Förderzeit; wieder zu gehen.

Was würde ich mir heute für Ostdeutschland wünschen? Ich würde mir wünschen, dass die Lebensleistungen der Menschen anerkannt werden, dass es ein vergleichbar gleiches Lohngefüge gibt, das die Rente schneller angepasst wird. Dass junge Menschen nicht mehr der Arbeit nachreisen müssen, wie Wanderarbeiter und ihren Lebensmittelpunkt ihres Lebens in der von ihnen gewollten Region errichten können. DaSs sich westdeutsche Menschen mehr für die Befindlichkeiten der Ostdeutschen interessieren.
Bitte erfragt doch mal in eurem unmittelbaren Umfeld, wie viele Leute schon mal in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern waren! Um Land und Leute kennen zu lernen sollte man mal dort gewesen sein – Goethe sagte schon „Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich“. Ich würde mich darüber freuen.
Gern denke ich an die bewegte Aufbruchstimmung der politischen Wende zurück. Keinesfalls möchte ich die DDR zurück haben. Gern werde ich auch als Ostdeutscher wahrgenommen und gern beantworte ich auch die damit verbundenen Fragen – Belehrungen darüber mag ich nicht!
Mit Spannung verfolge ich die derzeitige politische Situation in Deutschland. Ich denke schon, dass einige Parteien unseres Landes die Zeichen auch Ostdeutschlands erkannt haben und ihre Lehren daraus ziehen. Gern wünsche ich mir auch, dass das Gelernte dann auch umgesetzt wird und nicht in Koalitionen versickert.

Zeitzeugen Interview mit Margot W.  13.11.2018

Zum Hintergrund der Zeitzeugin: Margot W. wurde am 02.09.1937 in Schalkau geboren

Erste Frage: Beschreiben Sie bitte ihre Kindheit in der ehemaligen DDR. Meine Kindheit.. Ich bin damals als Kind, da muss ich sieben gewesen sein, mit meinen Eltern und meinen Geschwistern in einem Wagon von Schalkau nach Zaschwitz bei Altenburg  gebracht. Weil wir dort nach dem Krieg nicht mehr wohnen durften. Und hier bin ich dann auch erst sehr spät eingeschult worden. Mit 8 Jahren bin ich dann zur Schule und dort wurde uns schon beigebracht, dass der Westen nicht gut wäre. Es wurde sehr viel negatives über den Westen erzählt.In der Schule, dass weiß ich noch genau, trugen wir immer dunkel Blaue Röcke und hatten ein blaues Tuch um den Hals. Wie nannte man uns damals nochmal.. genau Pioniere.

Zweite Frage: Was haben Sie nach der Schule gemacht? Nach der Schule, das ist bei mir so gewesen, ich bin mit 15 aus der Schule gekommen und dann mit 15 ½ bin ich dann rüber in den Westen. Meine Schwester ist schon viel eher in den Westen geflüchtet. Die ist hier zur Schule gegangen und ich bin dann nach Bad Rothenfelde in ein Waldkrankenhaus und habe dort den Krankenschwestern beim putzen geholfen. Damals das weiß ich noch genau haben wir 20 Mark im Monat verdient. Das war schon sehr wenig, wenn man überlegt was man heute verdient. Aber man konnte damals ja auch mit 50 Pfennig ins Kino gehen. Genau und dann später wurde mir angeboten, dass ich in der Küche lernen darf. Das habe ich dann auch noch gemacht.

Dritte Frage: Wie sind sie nach Westdeutschland gekommen? Das war 1953 im August. Ich bin erst rüber auf Besuch zu meiner Schwester gefahren und dann mit ihr zusammen in einem Wagon nach Braunschweig. Dort blieb ich dann auch erstmals bis ich nach Bad Rothenfelde kam. Nun und als ich nicht mehr zurück kam, wurde die Polizei aufmerksam darauf und die haben dann meine Mutter geholt und sie befragt. Die Polizei wollte mich zurück holen aber meine Mutter, das hat sie genau so gesagt sagte zu der Polizei, dass sie froh sei einen „Fresssack“ weniger zu haben.

Zwischenfrage: Und die Polizei hat dann nichts mehr gemacht? Nein das konnten sie ja nicht. Außer, dass ich nicht mehr nach Hause kommen durfte, auch nicht zu Besuch. Ich weiß gar nicht mehr wann ich wieder normal einreisen durfte da ich ja schwarz abgehauen bin. Das waren einige Jahre, da habe ich meine Familie nicht mehr gesehen nur meine Schwester in Bielefeld, die ist ja schon vor mir geflüchtet mit Sack und pack durch einen Fluss, da die Grenzen so kontrolliert wurden. Kurz vor dem Mauerfall durften die Rentner also meine Mutter rüber in den Westen. Da waren damals Harry (1959) und Jürgen (1962) schon geboren. Und auch zu Beerdigung meiner Mutter durfte ich nicht einreisen, da wurde mein Antrag abgelehnt. Es durften nur die aus dem Osten.

Vierte Frage: Sind Sie jemals in den Urlaub gefahren? Nein. Wir sind nie in den Urlaub gefahren und in der DDR-Zeit sowieso nicht. Und die, die verreisen durften, die konnten sich das selbst auch nicht aussuchen. Das wurde ja quasi vom Staat, also von der Firma bestimmt, wo man hin durfte. Da wurde sogar der Ferienplatz ausgesucht. Aber wir waren ja auch viele Kinder. 9 Kinder waren wir damals und meine Mutter alleine. An meinen Vater kann ich mich nur vage erinnern.

Fünfte Frage: Haben Sie Kontakt mit der Stasi gehabt? Ich ja nicht mehr, da ich ja so früh drüben war. Aber zu meiner Schwester im Spreewald durfte ich gar keinen Kontakt haben, weil der Heinz, der Mann ein Major war. Er hatte einen hohen Posten und fast alle die einen hohen Posten hatten, waren ja irgendwie verwickelt. Sie mussten sich da quasi anschließen. Gesagt hat das keiner, aber man ahnte es. Wir wurden auch mal bespitzelt, aber das wussten wir erst viel später. Wir hatten uns einmal im Jahr getroffen, wir Geschwister. Wir waren damals in einem Hotel und hatten dort eine Etage für uns. Da liefen zwei Männer mit Aktentasche. Der Heinz (Schwager) hat uns das erst später erzählt, dort musste man uns auch beobachtet haben. Das war schon eine gruselige Zeit. Auch alle uneheliche Kinder waren verschwunden, die Kinder wurden an Frauen gegeben, die keine Kinder kriegen konnten. Die haben die Stasi weggenommen. Als die Grenze offen war, ist das erst herausgekommen.

Sechste Frage: Welche positiven oder negativen Punkte würden Sie im Nachhinein über das Aufwachsen in der DDR nennen? Wir als Kinder hatten es dort nicht schlecht. Wir haben in einen kleinen Ort gewohnt und konnten immer zu Fuß zur Schule gehen. Negativ war, dass man nach dem Krieg mit Marken einkaufen gehen musste. Wir mussten uns immer in Schlangen stellen und dann gab es Tage, wo man nichts mehr bekommen hat. Unsere Mutter ist immer zum Bauern und hat dort hin und wieder was bekommen. Ich weiß noch, dass meine Mutter das Brot immer weggeschlossen hat. Und wenn wir hunger hatten, sagte sie immer: „Dann müsst ihr sehen, geht Äpfel klauen.“ Einmal im Monat gab es eine Tüte Bonbons, die haben wir uns dann immer zu viert geteilt. Das war was besonderes. Schokolade gab es auch nicht und Bananen auch nicht. Bananen habe ich erst gedacht, die mag ich gar nicht, als ich die im Westen gesehen habe. Ich wollte mal eine ganze Wurst kaufen. Da war ich einmal drüben im Osten später, da sagte der Mann, dass er mir keine ganze Wurst verkaufen konnte, weil es das letzte wäre für den Rest der Woche. Da durfte ich nur eine halbe kaufen. Es gab Läden aus dem Westen, die hießen „HO“. Wo man aber nur mit  Westgeld einkaufen durfte. D-Markt war erst nur im Westen und im Osten gab es anderes Geld. DDR Geld haben wir immer gesagt.
Das Schlimme war immer an der Grenze, als die uns immer so durchgesucht haben. Helmut (verstorbener Ehemann) hat mal eine Kristallvase mitbringen wollen, die haben sie weggenommen. Im Westen war es viel günstiger als im Osten. Mein Bruder hat sich mal mit unseren Cousin getroffen. Horst wurde schon beobachtet und als der dann weggefahren ist haben sie ihn angehalten und haben alles weggenommen. Gesichtskontrolle wurde auch immer gemacht, da war Karin (Tochter) immer diejenige, die weggeschaut hat, da hat der Polizist immer gesagt: „Karin, bitte her gucken.“ Das war immer ein Lacher.
Also im Krieg ging es uns nicht gut und in der DDR auch nicht. Die Straßen waren häufig kaputt und die Häuser waren auch nicht im besten Zustand, finanziell sah es nicht gut aus. Das einzig schöne muss ich sagen, wenn Kinder schlau waren in der Schule, dann wurden die derbe gefördert vom Staat.

 Friederike Niederdalhoff, 30.11.18