Dreifachspagat Beruf, Familie, Ausbildung: Dreimal in der Woche besuchen angehende Heilpädagogen, Sozialassistenten und Erzieher die EFS in Teilzeit. 16 Absolventen freuen sich über erfolgreichen Abschluss der BFS2EA.
Osnabrück, August 2013. Die Vorbereitung für eine Klausur oder Prüfung kann anstrengend und stressig sein. Doch wie schwierig wird es erst, wenn neben dem Lernstress auch noch Job, Haushalt und Familie geregelt werden wollen? Wie ist es möglich, eine Ausbildung als Sozialassistentin, Erzieher oder Heilpädagoge an den Evangelischen Fachschulen mit einer tagtäglichen beruflichen Tätigkeit zu vereinbaren? Die Schülerinnen und Schüler, die jeden Mittwoch- und Freitagabend sowie jeden Samstag in den Klassen der EFS sitzen, machen es vor. Sie absolvieren die Ausbildung an der Berufsfachschule mit Abendunterricht und an der Fachschule für Sozial- oder Heilpädagogik in Teilzeit, arbeiten gleichzeitig fünf Tage die Woche und haben Job, Kinder, Familie, Englischvokabeln, pädagogische Grundlagen, mathematische Formeln, Praxisprojekte, Referate und Co. unter einen Hut zu bekommen.
Wenn die Vollzeitschülerinnen und -schüler den EFS am Nachmittag den Rücken kehren, wird es nur kurzzeitig ruhiger im Schulgebäude. Denn um kurz nach 16 Uhr treffen die ersten Mitglieder der Teilzeitklassen ein. Im vergangenen Schuljahr gab es an der Iburger Straße 183 erstmals eine BFS-Klasse mit Abendunterricht. Die Altersspanne der Schüler lag zwischen 24 und 54 Jahren, die Lebensläufe waren spannend und bunt. In diesem Schuljahr gibt es neben den HeilpädagogikKlassen, zwei Klassen der Fachschule für Sozialpädagogik in Teilzeitform und wieder eine Berufsfachschulklasse Sozialassistenz mit Abendunterricht. 16 BFSler konnten sich im Sommer 2013 über den erfolgreichen Abschluss ihrer einjährigen Ausbildung zu Sozialassistentinnen und – assistenten freuen. Von ihnen drücken sechs ohne Pause weiter die Schulbank: In der berufsbegleitenden Ausbildung möchten sie in dreieinhalb Jahren das Berufsziel Erzieher oder Erzieherin erreichen.
Dass sie für ihre Ausbildung viel Zeit und Mühen investieren, steht außer Frage. Doch was zeichnet die Teilzeitklassen an den EFS aus? „Wir sehen hier ein sehr hohes Maß an Zusammenarbeit und viel Ehrgeiz“, berichtet Schulleiterin Ulrike Kläfker. Bei den Abendschülern zeige sich zudem ein besonderer Durchhaltewillen: „Sie wollen es schaffen – und dies trotz hoher Anforderungen, die die Ausbildung, der Beruf und die Familie an die Schülerinnen und Schüler stellen.“ Viele Teilzeitstudierende haben zuvor eine andere Ausbildung absolviert, sie sind Tagesmütter, oder haben sich einige Jahre alleinig der Familie gewidmet. „Jetzt ist es ihnen wichtig, sich umzuschauen und zu erfahren: Was ist mit meiner Vorerfahrung arbeitstechnisch möglich? Wie soll es weitergehen?“, so Kläfker. Hinzu kommt der Wunsch, die eigene Tätigkeit in Kindergarten oder Hort auf pädagogische Füße zu stellen, sich weiterzubilden und im Idealfall die Jobchancen zu verbessern.
Eine Absolventin der BFS2EA, die ihre Ausbildung zur Sozialassistentin im Juli 2013 als Klassenbeste abgeschlossen hat, ist die Osnabrückerin Petra Küpke. Sie arbeitet in einer Kindertagesstätte als Ergänzungskraft, ist außerdem ausgebildete Verwaltungsfachangestellte und hat zwei erwachsene Kinder. Küpke ist froh, sich für die Ausbildung an den EFS entschieden zu haben: „Dieses BFS-Jahr hat mir einen großen Motivationsschub gegeben und mein Selbstbewusstsein ungemein gestärkt.“ Warum ist die Arbeit mit Kindern ihr Traumjob? „Es ist unheimlich spannend zu beobachten, wie sich kleine Menschen entwickeln, und ihnen beim Großwerden zuzusehen. Die Ausbildung hat mir eine pädagogische Absicherung für meine berufliche Tätigkeit gegeben.“ Derzeit kann sich die 47-jährige zwar nicht vorstellen, eine weitere Ausbildung zur Erzieherin zu machen: „Das Lernen in den Abendstunden ist schon sehr anstrengend, und man muss sich wieder auf Klausuren, Prüfungen und ähnliches einstellen. Im Moment möchte ich mich wieder auf meinen Beruf, meine Familie und meine ehrenamtlichen Tätigkeiten konzentrieren. Aber man sollte niemals nie sagen.“ Petra Küpke möchte anderen, die vor der Entscheidung stehen, eine Teilzeitausbildung zu beginnen, aus vollem Herzen raten: „Macht das! Auch wenn das Jahr stressig war. Diese tollen Erfahrungen war es wert. Wir sind alle so stolz über unseren Abschluss. Ich habe Kolleginnen zu dieser Ausbildung geraten.“ Worauf sollten Neustarter achten? „Es ist wichtig, dass man im Vorfeld mit Familie und Partner spricht: Ich schaffe das nur mit Eurer Hilfe. Außerdem braucht es etwas Zeit und Gewöhnung bis man wieder im Lernen drin ist.“